Haben Sie es auch gelesen? In Grönland und Hongkong wurde der Konsum von Alkohol verboten bzw. stark eingeschränkt. Und in Mexiko wurde die Corona-Brauerei geschlossen. Während in Nuuk, Grönlands Hauptstadt, gar kein Alkohol mehr käuflich erworben werden kann, durften in Hongkong keine Getränke mit über 2,25 Prozent Alkoholgehalt ausgeschenkt werden und der Verkauf war ganz verboten.
Im Falle von Grönland hatte die Regierung Bedenken, dass rotzbesoffene Menschen weniger aufmerksam sind, was das Infektionsrisiko erhöhe. Außerdem war da noch die Befürchtung, dass durch exzessiven Alkoholkonsum der Eltern die häusliche Gewalt und der Missbrauch von Kindern ansteigt – so die Gesundheitsministerin Martha Abelsen vor Journalisten. Interessanterweise gilt das Verbot nur für die Hauptstadt Nuuk, in der, gemäß Wikipedia, ein Drittel der gesamten Bevölkerung Grönlands lebt und die 1731 von Mitgliedern der christlichen Gemeinschaft «Unitas Fratrum» gegründet wurde. (Auch sei noch der verehrte Erich Kästner erwähnt, der in seinem autobiografischen Buch «Als ich ein kleiner Junge war» berichtet, daß seine Cousine Dora, die von ihrem Vater in eines derer Internate geschickt worden war, von dort ganz blass und verhärmt zurückgekehrt sei.) Das erklärt zugegebenermaßen nicht den Teil mit der eingeschränkten Aufmerksamkeit. Dazu sei noch erwähnt, daß aus gleicher Organisation auch die Behauptung stammt, daß das «Blutwundenfischlein», «Wunderbienlein» und das «Kreuzvöglein» Jesus am Kreuz hängend allerlei Trost spendeten. Aber ich schweife ab.
Was nun Hongkong betrifft, so hat Regierungschefin Carrie Lam veranlaßt, den Verkauf, wie oben erwähnt, einzuschränken. Und zwar mit der Begründung, daß es in Bars passieren könne, daß es zu intimen Handlungen kommt, wenn die Leute mehr saufen. In den Bars. Herrlich. Weil sich aber keiner in Hongkong um das schert, was Frau Lam sagt, hielt sich keiner an das Verbot und so änderte sie die Weisung ab. Nun gilt ein Alkoholverbot, wenn mehr als vier Personen zusammen in der Bar sind. Den Film im Kopf werden Sie so schnell nicht wieder los, lieber Leser.
Und in Mexiko musste auf Anweisung der Regierung die Corona-Brauerei geschlossen werden, da Bier kein lebensnotwendiges agro-industrielles Produkt sei. Ich weiss nicht, wie Sie zum Deutschen Reinheitsgebot stehen und klar entspricht Bier aus Mais nicht dem Reinheitsgebot und ist damit erstmal problematisch, aber gleich «nicht lebensnotwendig»? Übrigens soll der Verkauf in China extrem eingebrochen sein.
Und genau genommen komme ich jetzt erst zum eigentlichen und zentralen Aspekt dieses Artikels. Endlich habe ich auch einmal die Gelegenheit – und wie sehr habe ich es bis dato vermieden, mich dort einzureihen – so richtig bei den Verschwörungstheorien mitmischen zu dürfen. Obacht jetzt. Aufgepaßt.
Die Regierungen dieser Welt sind willfährige Instrumente der internationalen Großbrauereien-Mafia. Das Coronavirus ist eine Erfindung derselben. Monatelang haben deren Strategen getüftelt und in Zusammenarbeit mit chinesischen Brauereien den Mythos «Corona» erfunden und die gleichnamige Marke (Mais!) in Misskredit gebracht. Jens Spahn nannte das Virus «alkoholsensibel», die Stadt München stundet Gebühren für Biergärten, Frau Lam lässt wieder saufen, Tschechien ruft die Aktion «rettet das Bier» aus und Dutzende kleine Brauereien gehen pleite. Überleben werden die Großen, die dann den Markt unter sich aufteilen werden und uns Preise, Qualität und Politiker diktieren werden. Genau so wird es kommen!
Aber was hat Sars-Cov2 mit Schuld zu tun? Die Antwort lautet kurz und knackig: ich hege eine Vermutung.
Doch zunächst mal zu den faktischen Überlegungen. Wird die Pandemie zu Projektabbrüchen und -verschiebungen führen? Natürlich. Kann man jetzt schon beobachten. Kurzarbeit, verringerte Einnahmen und so weiter führen unweigerlich zu Umpriorisierungen von Vorhaben. Aber lassen sich nicht auch andere, nicht unmittelbar auf das Virus zurück zu führende Probleme dahinter verstecken? Aber so was von! Die Vermutung liegt nahe, dass «das neuartige Virus» als Erklärung für so allerlei Pech, Versäumnisse und Unzulänglichkeit herhalten muss.
Was macht das Virus zu einem so wunderbaren Kandidaten für derartige Manöver? Es eignet sich besser als die ‘Vorsehung’, denn es ist konkret. Auch Abhängigkeiten zu anderen Projekten sind konkret und werden gern als Erklärung benutzt, sofern sich nur die kleinste Gelegenheit bietet, vom eigenen Projekt abzulenken. ‘Externe’ sind ebenfalls erstklassige Objekte der Schuldzuweisung, sind sie doch mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann weg. Allerdings hat das Virus Riesenvorteile gegenüber den Erwähnten: Es kann sich nicht gegen die Schuldzuweisung wehren und befindet sich nicht nur ausserhalb der eigenen Organisation, sondern sogar jeglicher Organisation. Die Gefahr der Wiederbegegnung (jenseits des medizinischen) ist Null. Keine Nachteile zu erwarten.
Darüber hinaus eignet sich das Virus auch auf jeder Hierarchiestufe als Schuldzuweisungsobjekt, jedenfalls deutlich besser als die Vorsehung oder andere Katastrophen. Orkane, Überschwemmungen und die Dummheit an sich mögen auch geeignete Kandidaten sein, haben jedoch im Vergleich zum Virus den Nachteil, dass ihnen eine gewisse Vorhersehbarkeit innewohnt, zumindest was die zu erwartende Dauer der Schuldzuweisung betrifft. Ok. Dummheit ist dafür ein unpassendes Beispiel. Nichts desto trotz kann es zwar Wochen und Monate dauern, bis die Folgen solcher Naturkatastrophen überwunden sind, aber mögliche 2. Wellen, Verlängerung der Kurzarbeit usw. geben die Möglichkeit der Schuldzuweisung in die Zukunft hinein. Anerkannte und akzeptierte Unvorhersehbarkeit mit Ansage. Ach, wie schön ist Panama. Alle getroffenen und auch zukünftigen Entscheidungen haben, zumindest für einen erklecklichen Zeitraum, keine persönlichen Konsequenzen.
Und das bringt mich jetzt zum zweiten Aspekt der Betrachtung: Konsequenzen des eigenen Handelns. Der betrunkene Autofahrer wird im Falle eines Unfalls zur Rechenschaft gezogen, der Segler, der trotz schlechten Wetters rausfährt, läuft Gefahr zu ertrinken. Beispiele dieser Art finden wir zuhauf. Aber wie verhält es sich zum Beispiel im Wirtschaftsleben? Ist nicht ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Manager und einem Unternehmer, dass ein Unternehmer in der Regel die Konsequenzen seines Handelns trägt, während Manager sich selbst gegen die rechtlich vorgesehenen Haftungsmechanismen durch Versicherungen schützen (können)? Ist es gutzuheissen, dass Firmen für eine völlig verfehlte Firmenpolitik in der Vergangenheit später staatliche Zuschüsse erhalten, um diese auszubügeln (z.B. Landesbanken und Automobilhersteller)?
Wollen wir es (weiterhin) als Gesellschaft zulassen, dass Menschen (für uns) Entscheidungen treffen, die von den getroffenen Entscheidungen selbst nicht betroffen sind, also deren Konsequenzen nicht (mit)tragen müssen? Für einige Bereiche wird das so sein müssen. Ärzte zum Beispiel müssen über Tod und Leben entscheiden können, ohne vom gleichen Schicksal bedroht zu sein, warum erklärt sich denke ich von selbst. Aber um zu meinem Spezialthema zurückzukommen, wie sollte das in Projekten geregelt sein? Sollten Projektleitung und Projektteam für durch sie getroffene Entscheidungen ‘haftbar’ gemacht werden? Führt das letztendlich dazu, dass gar keine Entscheidungen mehr getroffen werden, oder könnte das zu besseren Entscheidungen führen? Wie könnten Modelle aussehen, die beides miteinander in Einklang bringen?
Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Diskussionen geführt werden sollten und möchte unsere Leserschaft dazu einladen. Als kleinen Anreiz biete ich dem ersten Mitdiskutierenden ein Stück der besten Schweizer Schokolade in Geschenkverpackung. Aber ich möchte auch damit beginnen, die Konsequenzen meines Schreibens zu tragen. Daher folgende Wette: Sollte es zu einer weiteren unerwarteten Verschiebung der Eröffnung des «neuen» Berliner Flughafen kommen, weiss ich schon, wer schuld ist. Sollte es nicht dazu kommen, wird es als «trotz Sars-Cov2» gefeiert werden. Und der erste Leser, der aufzeigen kann, dass im Falle von BER weder das eine noch das andere eingetreten ist, erhält ebenfalls ein Stück besagter Schoggi. Bitte per Kommentar melden (Harlekine sind ausgeschlossen, die bekommen das auch so).
Bildquellen
- beer: Rebecca Holm / Pixabay