Heute einmal nichts zum Thema Sprache, sondern zum Thema Konsequenz. Das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie ‘Folgerichtigkeit’ und bezieht sich auf die Handlungen einer Person. Das Gegenteil ist Inkonsequenz. Also wenn eine Person in einem Fall etwas tut, was in einem anderen Fall unterlassen wird.
Sind Raser*innen inkonsequent, wenn sie nicht immer schnell fahren? Und was ist mit Trunkenkbold*innen? Müssen die immer betrunken sein? Müssen Intelligenzbestien*innen immer schlaue Sachen von sich geben?
Ich bin der Meinung, dass Schwerverbrecher*innen auch mal nur Kosmetika klauen und Serienmörder*innen auch mal was ausser der Reihe machen dürfen, was generell für alle Bösewichter*innen gelten sollte.
Von Entführer*innen wurde berichtet, dass trotz gescheiterter Geldübergabe inkonsequenterweise die Geisel freigelassen wurde. Von Sklavenhändler*innen ist solches Verhalten nicht überliefert. Und aus alten Filmen wissen wir, dass Häuptling*innen auch nicht immer konsequent handeln. Mal Kriegsbeil raus, mal nicht.
Auch im Umfeld des Sportbetriebs stellt sich die Frage nach der Konsequenz. Müssen Hooligans*innen und andere Rowdys*innen auch immer gleich Rassist*innen sein? Und dürfen Feminist*innen auch Fussballfan*innen sein?
Und wie verhält sich das mit Autodieb*innen? Sind das üblicherweise Bandenmitglied*innen, oder einfach nur Nichtsnutz*innen? Manche Freudian*innen glauben hierauf eine Antwort parat haben, aber was ist schon anderes von solchen Stubenhocker*innen zu erwarten.
Wirklich konsequent sind Freimaurer*innen. Verschwiegenheit ist eines ihrer höchsten Gebote. Was man nun wirklich nicht von Verschwörungstheoretiker*innen, Egozentriker*innen und Plaudertaschen*innen behaupten kann.
NACHTRAG Oktober 2022: Ein Leserbrief aus der F.A.Z.
"In der deutschen Sprache gibt es ein natürliches Geschlecht (Sexus) und ein grammatisches Geschlecht (Genus). Beides wird von feministischen Linguistinnen gerne verwechselt, um nicht zu sagen: wild durcheinandergeworfen. Dabei können auch sprachwissenschaftliche Laien, wenn ihr Blick nicht ideologisch getrübt ist, den Unterschied leicht erkennen.
Erstens nämlich gibt es drei Genusformen (maskulin, feminin, neutrum), aber nur zwei biologische Geschlechter (männlich und weiblich). Zweitens wird das Genus auch für Objekte ohne jede erkennbare Parallele zum natürlichen Geschlecht verwendet: der Herd, die Straße oder das Buch. Auch dass der Busen maskulin, die Eichel feminin und das Glied neutrum sind, beruht ganz offensichtlich nicht auf irgendwelchen biologischen Hintergründen.
Ähnlich verhält es sich z. B. mit der Leser oder der Kunde. Während der Genus übergeschlechtlich verwendet wird (der Gast, der Mensch, die Person, die Waise, das Kind, das Individuum), stellt der Sexus eine weitere Aufsplitterung in männlich und weiblich dar.
Wir haben es hier mit etwas zu tun, was man in der Sprachwissenschaft "Homonym" nennt. Homonyme sind gleichlautende Wörter, die aber unterschiedliche Dinge meinen. Ein "Flügel" kann beispielsweise der Teil eines Vogels sein, der Teil einer Fußballmannschaft oder ein Klavier. Manchmal sind diese Homonyme nicht so leicht auseinanderzuhalten, und da kommt es dann zu Missverständnissen wie in der feministischen Sprachwissenschaft. "Kunden" kann nämlich ebenfalls zweierlei bedeuten: "Menschen, die einkaufen" ebenso wie "Männer, die einkaufen". Indem Sprachkritiker*innen behaupten, mit "Kunden" seien nur Männer gemeint, erzeugen sie den Eindruck, Frauen würden sprachlich unterdrückt. Sie richten sich nicht danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was sie ihnen unterstellen, was sie meinen: "Sie reden ja nur von den Männern! Uns Frauen lassen Sie mal wieder unter den Tisch fallen!"
Aber das ist ebenso nervtötend wie falsch.
Auch sorgt der Artikel im Singular mit dem grammatischen Geschlecht für den Unterschied zwischen der (frohen) Kunde und dem Kunden sowie der Leiter und dem Leiter...
Aus eben den soeben erklärten Gründen sind 99 Lehrerinnen und ein Lehrer zusammen hundert Lehrer: Es wird nämlich der grammatikalische Oberbegriff verwendet, sobald eine auch nur irgendwie gemischte Gruppe besteht. Ohne einen solchen Oberbegriff, der für beide Geschlechter gilt, würden sich bestimmte Sachverhalte auch überhaupt nicht formulieren lassen (etwa "Jeder dritte Unternehmer in Österreich ist eine Frau." oder "Wir kennen nicht mal das Geschlecht des Verdächtigen.") Ein "Tag" mit seinen 24 Stunden besteht aus Tag und Nacht, genauso wie "der Kunde" männlich oder weiblich sein kann - unabhängig von seinem grammatischen Geschlecht. Ähnlich verhält es sich mit "die Katze": Die weibliche Form steht als Oberbegriff sowohl für das weibliche Tier als auch für das männliche, das wir, wenn wir es genauer spezifizieren möchten, als "der Kater" bezeichnen (so wie "der Kunde", wenn weiblich, zu "die Kundin" wird). Zu behaupten mit "der Kunde" seien nur Männer gemeint, allein weil "der" davorsteht, ist grammatisch ungefähr so durchdacht wie es die Argumentation ist, mit "die Kunden" seien offenbar nur Frauen gemeint, weil "die" davorsteht. In Wahrheit drückt natürlich keiner der beiden Artikel den Sexus aus: "die" bezieht sich auf die Pluralform, "der" auf den Genus. Erst durch die konsequente Doppelbenennung in der feministischen Sprache "die Kunden und Kundinnen" wird der Sexismus in die Sprache eingeführt, wo er vorher durch den geschlechtsunabhängigen Oberbegriff nicht vorhanden war.
Im Übrigen bin ich öfter mal "die Vertretung" für einen Kollegen. Ist kein Problem für mich.
Aber ich kenne auch den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Und ehrlich gesagt, möchte ich nicht so gerne ein Vertreter, ein Klinkenputzer sein... Aber ein Mann, der allen Frauen mit Respekt auf Augenhöhe gerne begegnet und hofft, dass alsbald keine Lohn-/Gehaltsdifferenz zwischen den Geschlechtern mehr besteht. Denn nur damit unterstützen wir die Emanzipation – nicht aber mit umständlichem Gender-Sprich-und-Schreib-Stil.“
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